SHORT STORIES: FREUNDSCHAFT

Freundschaft

Was bedeutet Freundschaft?
Was für einen Wert hat sie für mich?
Kann ich darüber schreiben?
Darf ich darüber schreiben?

Das und noch viel mehr ging mir seit der Themenveröffentlichung durch den Kopf.

Seit ein paar Tagen versuche ich einen Anfang zu diesem Blogpost zu finden. Aber ich habe mich nun nach vielem Hin und Her endlich hingesetzt und versuche das Thema aufzuarbeiten.

Ehrlich, ohne schlechtes Gewissen.

Einfach, weil dieser Beitrag auf meinem Blog mein Verhältnis mit dem Thema Freundschaft widerspiegeln soll und auch wird. Los geht’s!

Ich bin kein großer Freundschaftsmensch, war ich noch nie, ist mir noch nie ganz bekommen oder gelungen. Leider.

Als Kind kann ich mich an meine Kindergartenfreunde und Volksschulfreunde erinnern. Es waren immer Leute in meinen Leben. Leute mit denen ich Spaß hatte, Leute bei denen ich mich wohl fühlte.

Natürlich (!) hatte ich auch eine beste Freundin in der Volksschule – logischerweise saßen wir nebeneinander. Vielleicht war das auch der Grund warum wir befreundet waren – das lässt sich sehr schwer sagen. Für mich jedenfalls. Sie war ganz anders als ich.

In der Hauptschule hatte ich auch eine beste Freundin – wir sind auch heute noch befreundet, trotz einiger Streits und auch Schweigejahren dazwischen. Auch wenn die Freundschaft natürlich eine andere ist, als sie es mit 10 Jahren war, halten wir auch heute noch Kontakt. Das freut mich.

Ab der Oberstufe war das dann anders. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich keine sogenannte beste Freundin mehr.

Das bringt die Zeit, sagt man.
Das macht das Erwachsenwerden, sagt man.
Das nennt man Entwicklung, sagt man.

Sagt man das wirklich?
Oder ist das nur mein Leben?

In den ersten Jahren war das sehr schwer für mich – zu begreifen, dass das so ist. Einfach weil ich trotz allem  jemand bin, der sich lieber mit wenigen Menschen intensiv beschäftigt, als mit Vielen oberflächlich.

Heute habe ich wenige gute Freunde und einige liebe Bekannte, aber eine beste Freundin/Freund ist hier nicht dabei. Muss es das sein? Schön wäre es schon, aber somit würde ich mich wohl an eine Person klammern und vereinnahmen und das ist wohl nicht wirklich wünschenswert. Weder für mich , noch für das Gegenüber.

Zählt man die Familie zu seinen Freunden?
Pflegt man mit der Familie auch eine Freundschaft?

Ich persönlich finde, dass die Familie über Freundschaften steht, einfach weil sie nicht vergleichbar sind. Sie kennen mich alle viel besser, als es Freunde wohl je könnten. Sie verstehen mich auf eine Art, die manchmal ich nicht einmal so schnell verstehe. Sie unterstützen mich selbstlos und ich kann mich auf sie blind verlassen. Und das ist wohl das schönste Gefühl. Freundschaft kann das in meinem Leben nicht, jedenfalls nicht so wie ich es hier definiere.

Familie kann das.
Familie tut das.

Müssen Freunde jedoch so sein?
So selbstlos?
So verlässlich?
So verständnisvoll?

Ich glaube nicht – aber das liegt natürlich an meinem Leben, meinen Erfahrungen und meinen Begegnungen.

Ich finde Freunde sind Personen, die mich eine gewissen Zeit im Leben begleiten, die mich mit ihrer Art motivieren und erfreuen. Menschen in denen ich mich wiederspiegle und sei es nur für Minuten! Das sind Freunde für mich.

Meistens begleiten mich Personen nicht weil sie mir gleich sind – ich mag Kopien so was von NICHT! – sondern weil sie mir neue Sichtweisen eröffnen oder Eigenschaften haben, die ich nicht habe, aber gerne hätte.

Die Intensität einer Freundschaft ist leider nicht mehr so stark, wie es noch als Kind war – das stimmt. Dazu bin ich viel zu verschlossen und viel zu gerne Einzelgänger. Vermutlich wurde ich einfach viel zu sehr im Laufe meines Lebens von Freunden verletzt und auch meine Fähigkeit des Absolut-Nicht-Vergessen-Könnens ist hier nicht sehr förderlich (okay, das ist es nie!).

Ich schätze alle Personen in meinem Leben – seien es Familienmitglieder, Freunde oder Bekannte. Sollte ich sie aus den Augen verlieren ist das in meiner heutigen Welt kein so großes Drama mehr, als es noch vor einigen Jahren und Jahrzehnten war. Es ist in Ordnung. Es hilft mir beim Wachsen.

Freundschaften existieren im Moment.

So ein Moment kann immer wieder kommen. Kann andauern. Kann vergehen.

Daher bin ich für alle meine Momente sehr dankbar – trotz der Traurigkeit, die hier mitschwingt.

Projekt: SHORT STORIES!

6 Antworten zu “SHORT STORIES: FREUNDSCHAFT

  1. Hallo Aurelia,

    ich finde deinen Text sehr ehrlich und das gefällt mir! Ich kann sehr gut verstehen, warum viele Menschen das Wort Freundschaft von zwei Seiten betrachten. Und es geht mir ähnlich damit, dass ich mittlerweile begriffen habe, dass Freunde kommen und gehen und dass es Zeiten gibt, in denen man sich braucht. Aber dass es eben auch Zeitpunkte gibt, an denen sich Wege trennen. Ich denke, das ist der Lauf der Zeit. Sei darüber einfach weniger traurig und erfreu dich an den Momenten, am Jetzt und an den schönen Erinnerungen, die dir daraus bleiben werden. Vielleicht sollten wir auch weniger verkrampft mit den Wörtern „Freund“ und „Bekannter“ sein, die Trennung seinlassen und jeden nehmen, wie er ist, ohne ihn in eine imaginäre Freundschaftskommode einzusortieren, in der die häufig gebrauchten und konsultierten „Freunde“ in der obersten Schublade liegen, und die, die wir nur alle sieben Pfingsten mal anrufen, ganz unten. Vielleicht hilft das dabei, den Verlust von Freundschaften als ein Fließen und nicht als abrupten Einschnitt zu empfinden und besser damit klar zu kommen.

    Ich wünsche dir alles Liebe.
    Julia

  2. Liebe Aurelia, ich finde es gut, dass du die Familie ins Thema einbeziehst, wären nur alle Familienmitglieder so wie echte Freunde!
    Liebe Grüße, Brigitte

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